Ausbildung in der Landwirtschaft:
Lösungen für Mobilität und Wohnen erforderlich

PRESSEMITTEILUNG

(Teltow, 17.12.2025) Die landwirtschaftliche Ausbildung in Brandenburg offenbart derzeit ein durchwachsenes Bild. Im Vergleich zum Vorjahr entschlossen sich 50 junge Menschen weniger, einen landwirtschaftlichen Beruf zu ergreifen. Die Zahl der frisch abgeschlossenen Ausbildungsverträge in der Landwirtschaft betrug zu Beginn des Ausbildungsjahres nur noch 156 statt wie im letzten Jahr 206. Gezählt werden dabei die Abschlüsse in den landwirtschaftlichen Berufen Landwirt/in, Tierwirt/in, Fachkraft Agrarservice, Hauswirtschafter/in sowie in den jeweiligen Helferberufen.

Befragt nach den Gründen, äußert sich Heiko Terno, Vorsitzender des Bildungsverein der Landwirtschaft in Brandenburg beim Landesbauernverband: „Mit gestiegenem Mindestlohn sind die Mitarbeitenden im Betrieb eine teure Ressource geworden. Jeder Betrieb schaut heutzutage genauer hin, in wen er die Zeit und die Energie der Ausbildung junger Fachkräfte investiert. Zudem sind die fachlichen Ansprüche an die Auszubildenden, die mit ihren jungen 16 Jahren zu uns kommen, enorm gestiegen. Wir arbeiten in einer digitalisierten Landwirtschaft mit GPS-gesteuerter Bodenbearbeitung, mit Robotik und Computerüberwachung im Stall. Als Ausbildungsbetriebe bevorzugen wir daher verstärkt Bewerberinnen und Bewerber, die nach unserer Einschätzung die gewachsenen technologischen Anforderungen der landwirtschaftlichen Berufe langfristig meistern können.“

Nicht immer endet aus diesem Grund die Ausbildung mit einem erfolgreichen Abschluss. Die hohe Durchfallrate von knapp 25 Prozent in den landwirtschaftlichen Berufen in diesem Jahr spiegelt diese Realität wider. „Das heißt aber auch, dass unsere Prüfungsausschüsse des Landes nicht vom erforderlichen Niveau für die Arbeit in der Landwirtschaft abrücken wollen. Sie setzen auf nachhaltig angeeignetes Wissen und lassen dann auch mal jemanden durchfallen“, so Terno.

Zu den fachlichen Herausforderungen der landwirtschaftlichen Ausbildung gesellen sich praktische wie die Bewältigung der Anfahrt zum Ausbildungsbetrieb und zur Berufsschule im Flächenland Brandenburg. Hinzu kommen die fehlenden Unterbringungsmöglichkeiten für junge Menschen auf dem Land.

Das Bündnis der Berliner Wirtschaft, bestehend aus Handwerkskammer, Senatsverwaltung für Mobilität und dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg, setzte sich für die Einführung eines vergünstigten „Deutschlandticket Zuschuss Ausbildung“ für Berliner Azubi ein. Vorbehaltlich der noch ausstehenden Entscheidung des VBB-Aufsichtsrats können Auszubildende in schulischen Berufsausbildungen mit Ausbildungsstandort Berlin dank eines Zuschusses des Landes Berlin ab 1. März 2026 für monatlich nur 37,80 Euro ihren Ausbildungsplatz mit den Öffentlichen erreichen. Ein gutes Signal für die jungen Berlinerinnen und Berliner, für Brandenburgerinnen und Brandenburger ist eine solche Lösung nicht in Sicht.

Das Brandenburger Baurecht verhindert zudem pragmatische bedarfsgerechte Lösungen wie den Umbau von leerstehenden Bestandsgebäuden auf den Betriebsstellen zu Lehrlingswohnungen. „Bauen in zweiter Reihe ist nicht genehmigungsfähig“, zitiert Terno eine zuständige Genehmigungsbehörde.

Der Landesbauernverband Brandenburg sieht diese Entwicklung äußerst kritisch und fordert eine umgehende Befassung mit Lösungen für die Mobilität und die Unterbringung Auszubildender auf dem Land, um die Vielseitigkeit und die Attraktivität der landwirtschaftlichen Berufe für junge Menschen aus Stadt und Land langfristig zu sichern.