Mehr Wertschätzung für
Schweinefleisch!

Pressemeldung

Mehr Wertschätzung für Schweinefleisch!

(Teltow, 25.9.2025) Am gestrigen Tag des Schweinehalters diskutierten Experten und Praktiker aus Landwirtschaft, Wissenschaft und Beratung die Zukunftschancen der Schweinebranche. Ein zentrales Ergebnis: Nur mit der nötigen Anerkennung durch Politik und Gesellschaft kann Tierwohl-Schweinefleisch eine Zukunft haben. Auch eine gerechte und stabile Preisbildung für das Produkt Schweinefleisch muss Teil des Wandels werden.

Schweinefleisch verdient eine neue Wertschätzung

Nur durch eine dauerhaft höhere Akzeptanz und Nachfrage können Schweinehalter die grobe Unverhältnismäßigkeit zwischen stetig steigenden Investitionskosten und schwindender Marktattraktivität abfedern. Dies stellten Dr. Albert Hortmann-Scholten (Landwirtschaftskammer Niedersachsen), Detlef May (Lehr – und Versuchsanstalt für Tierzucht und Tierhaltung (LVAT) Ruhlsdorf/ Groß Kreutz) sowie Thomas Hiebert (Controlling- und Spezialberatung Lauchhammer) in ihren Beiträgen klar. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Schweinefleisch ist in den vergangenen zehn Jahren dramatisch von 36,1 Kilogramm Schweinefleisch im Jahr 2015 auf mittlerweile 28,2 Kilogramm für 2025 gesunken. Vor allem in der Gemeinschaftsverpflegung und in der Systemgastronomie wird das Angebot zunehmend auf Rind und andere Tierarten verlagert, um den Anforderungen einer immer internationaler werdenden Zielgruppe gerecht zu werden.

Verschärfte Anforderungen und Investitionszwang belasten Schweinehalter

Zugleich strebt der Lebensmitteleinzelhandel spätestens ab 2030 an, Schweinefleisch nur noch in den höheren Haltungsstufen 3 und 4 anzubieten. Schweinehalter stehen daher vor der existenziellen Frage, ob und wie sie ihre Stallanlagen umfassend umrüsten oder neu bauen können. Notwendig sind massive Investitionen – etwa für Außenklimareize, Auslauf, größere Stallfläche je Tier und bauliche Maßnahmen zur Luftreinhaltung gemäß verschärfter Bundesimmissionsschutzvorgaben bis 2026.
Das Thünen-Institut berechnete in seinem Workingpaper 233 (2023) für die Haltungsform 3 Investitionskosten in Höhe von 1.230 bis 1.340 € pro Masttierplatz. Ein Abferkelplatz in der Sauenhaltung würde zwischen 12.000 und 14.000 € kosten. Angesichts der deutlich sinkenden Nachfrage und unklarer Erlösperspektiven ist der damit verbundene Investitionsdruck ein gravierendes wirtschaftliches Risiko.

Experten und Verbände fordern entschlossenes Umsteuern

„Die Wirtschaftlichkeit für die höheren Haltungsstufen 3 und 4 ist nach Einschätzung von LBV-Vorstandsmitglied Benny Hecht, selbst Schweinehalter, derzeit nicht darstellbar. „Bei einem Gewinn von etwa 1 € pro Schwein und drei Produktionszyklen pro Jahr müssten wir 500 Jahre arbeiten, um die aktuellen Investitionskosten auszugleichen. Das ist absurd!“ Brandenburger Schweinehalter appellieren daher eindringlich an die Politik:

-- Sofortiger Stopp der Kosten- und Bürokratiespirale in der Tierhaltung.
-  Förderung von Investitionen durch gezielte Zuschüsse und steuerliche Erleichterungen.
-- Schnellere Genehmigungsverfahren und rechtssichere Rahmenbedingungen für Stallneubauten und Modernisierungen.
-  Echte Entlastung beim Fachkräftemangel – durch bessere Ausbildungsmöglichkeiten und Einwanderungsgesetze.
-- Ausgewogene Klima- und Emissionspolitik, die Produktion und regionale Wertschöpfung nicht gefährdet, sondern weiterentwickelt.
-- Kampagnen für eine neue Wertschätzung des Kulturprodukts Schweinefleisch, die Verbraucherinnen und Verbraucher über moderne, nachhaltige und tiergerechte Schweinehaltung in Brandenburg informiert und für regionale Produkte gewinnt.
- Stärkung der regionalen Herkunftssiegel, damit Verbraucher bewusst regionale Schweinefleischerzeugnisse wählen können - auch auf verarbeiteten Produkten.

Die Schweinehalter stehen bereit, gemeinsam mit Gesellschaft und Politik die Transformation für mehr Tierwohl, Nachhaltigkeit und regionale Wertschöpfung zu gestalten – unter einer Voraussetzung: Die Rahmenbedingungen müssen stimmen! Nur so bleibt die Schweinehaltung in Brandenburg wirtschaftlich tragfähig und zukunftssicher.