Frauen aus der Deckung holen!

Pressemeldung

Frauen in Führungspositionen in der Landwirtschaft sind in Brandenburg prozentual zwar besser vertreten als in anderen Bundesländern - Luft nach oben gibt es jedoch noch jede Menge. Foto: CANVA

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Landesbauernverband hebt Leistungen von Frauen in der Landwirtschaft hervor

(Teltow, 8.3.2023) „In Brandenburg haben wir so viele tolle, selbstbewusste Betriebsleiterinnen und Frauen in Führungspositionen, die neben dem Betrieb auch ihre Region zukunftsfähiger aufstellen möchten. Die Landwirtschaft bietet gerade jungen Frauen jede Menge berufliche Perspektiven. Das gibt ihnen gleichzeitig die Möglichkeit, die Zukunft der Branche aktiv mit zu gestalten. Frauen bewegen die Region!“, stellt Antje Schulze, Vorstandsmitglied im Landesbauernverband und Landesvorsitzende des Brandenburger Landfrauenverbandes, am Internationalen Frauentag 2023 heraus. Es sei geboten, neben der fachlichen Gleichrangigkeit auch auf die herausragenden sozialen Kompetenzen von Frauen in Führungspositionen aufmerksam machen und positiven Schwung in die Debatte um die Geschlechtergerechtigkeit zu bringen. „Frauen haben einen anderen Blick auf das soziale Miteinander im Betrieb“, führt die Landesvorsitzende aus. „Nicht von ungefähr sind viele Positionen im Bereich Personalwesen durch Frauen besetzt. Sie erkennen die Bedürfnisse von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wenn es beispielsweise darum geht, das Familienleben zu organisieren. Ein lang geplanter Facharzttermin fürs Kind zum Beispiel kann im Schichtplan für die Stallarbeit doch problemlos eingeplant werden.“

Jana Gäbert, seit Jahresbeginn als Geschäftsführerin der agt Agrar GmbH für die vollständige Kette der Milchproduktion verantwortlich, handelt hier beispielhaft für viele Unternehmerinnen. In neuer Position verantwortet sie zum einen die komplexe fachliche Umsetzung der Produktion, legt jedoch gleichzeitig den Fokus auf die sozialen Komponenten im Produktionsablauf. Sie führte als erstes Mitarbeitergespräche durch, analysierte die Arbeitsabläufe, betrachtete – so weit wie möglich – die jeweilige familiäre Situation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, um auf diese Weise den „optimalen Platz für die Angestellten aber auch für den Betrieb im Arbeitsalltag zu finden.“ Soziale Führungskompetenzen wie diese sind heute Voraussetzung, um attraktive, wettbewerbsfähige Arbeitsbedingungen in landwirtschaftlichen Betrieben zu installieren und die Unternehmen zukunftsfest zu machen.

Die kontinuierlich präsenter werdende weibliche Besetzung in den Leitungsebenen der Brandenburger Landwirtschaftsbetriebe spiegelt sich – wenn auch zaghaft und nicht ganz aktuell – in ermutigenden Zahlen wieder. Laut letzter Erhebung des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2020 betrug der Anteil der Betriebsleiterinnen bzw. Geschäftsführerinnen in den Brandenburger Landwirtschaftsunternehmen in Vollzeit 18 Prozent. Das ist bundesweit der höchste Anteil an weiblichen Führungskräften noch vor den anderen ostdeutschen Bundesländern wie Mecklenburg-Vorpommern mit 13 Prozent oder Thüringen mit 15 Prozent. In der praktischen landwirtschaftlichen Arbeit machen Frauen rund 40 Prozent der Beschäftigten aus.

Bundesweit beträgt der Anteil von Frauen in Führungspositionen knapp 11 Prozent. Knapp 90 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe werden im Bundesdurchschnitt demnach von Männern geleitet. „Damit gehört Deutschland zu den Schlusslichtern im europäischen Vergleich“, heißt es dazu in der gerade veröffentlichten Studie „Die Lebens- und Arbeitssituation von Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland – soziologische Befunde“, die von der Universität Göttingen und dem Thünen-Institut für Betriebswirtschaft in Kooperation mit dem Deutschen LandfrauenVerbandes (dlv) durchgeführt wurde. Die Studienergebnisse offenbaren gleichzeitig die Gründe für die fehlende Geschlechtergerechtigkeit in der Landwirtschaft: Sie liegen „in verinnerlichten Vorstellungen von traditionellen Rollenbildern (z. B. Familienbetrieb mit Mann als Betriebsleiter), geschlechterspezifischer Sozialisation und in patrilinearer Vererbungspraxis (nur sehr wenige Frauen werden Hofnachfolgerinnen).“

Umso mehr müssen die Funktionen, Leistungen und Aufgaben der Frauen in der Landwirtschaft sichtbarer gemacht werden, schlägt Antje Schulze vor. Das beginnt bei der noch stärkeren Unterstützung der wichtigen Arbeit der Frauen im ländlichen Raum, insbesondere der Landfrauen. Hier müssen Frauen- und Landwirtschaftsministerium Hand in Hand gehen und deutlich stärker in die Förderung investieren. Es gibt kaum besser angelegtes Geld.