Katastrophe im Schweinestall!
Massive Bestandseinbrüche.

Pressemeldung

LBV-Pressestelle

Meike Mieke

Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

03328 319 202E-Mail schreiben

(Teltow, 10.1.2023)

"Die Zahlen können nicht beschönigt oder eingeordnet werden: Wir verlieren massiv Schweine im Land Brandenburg. Mit jedem abgebauten Schwein verliert eine Region Wertschöpfung“, kommentiert LBV-Präsident Henrik Wendorff den aktuellen Abwärtstrend des Brandenburger Schweinebestandes. "Mit einem derart niedrigen Bestand von weniger als 600.000 Schweinen in Brandenburg decken wir gerade mal 40 Prozent des Bedarfs der Berliner und Brandenburger an Schweinefleisch ab. Wir verspielen sträflich Potenzial und Strukturen für die Wertschöpfung und Selbstversorgung aus tierischer Erzeugung im eigenen Bundesland. Das ist eine Katastrophe.“

In seiner jüngsten Pressemitteilung veröffentlichte das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg die vorläufigen aktuellen Bestandszahlen zum Stichtag 3. November 2022. Seit 1990 wurden demnach erstmals weniger als 600.000 Schweine – 591.100 Schweine – in Brandenburg gehalten. Im Vergleich zur Erhebung zum Vorjahr mit 696 100 Schweinen sank der Bestand um knapp 18 Prozent.

Die Ursachen des Rückgangs des Schweinebestandes in Brandenburg sind maßgeblich auf den Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) im September 2020 zurück zu führen. Schweine aus Betrieben in ASP-Restriktionszonen verlieren schlagartig an Marktwert und sind erheblich schwerer zu vermarkten. Ein Anspruch an tierwohlgerechtere Haltung trifft zudem auf unklare politische Parameter für die Planung von Investitionen in Stallumbauten, sodass die Betriebe den Produktionszweig der Schweinehaltung schließen statt ihn weiter zu entwickeln. Mit dem Rückbau der Infrastruktur geht der Verlust an Tieren einher.

Die sinkende Nachfrage nach Fleisch aus regionaler Erzeugung ist ein weiterer Grund des Rückgangs. Die gestiegenen Lebenshaltungskosten der Verbraucherinnen und Verbraucher lassen sie verständlicher Weise zum jeweils preiswertesten Fleischprodukt greifen, von dem Herkunft und Haltung zweitrangig ist.
Die betriebswirtschaftlich hochgradig negative Entwicklung der Schweinehaltung wird besonders bei der Ferkelerzeugung deutlich. Benny Hecht, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Teltow Fläming, landwirtschaftlicher Unternehmer und Schweinehalter, bestätigte die Verlustrechnung des Agrarinformationsdienstes AMI, nach dem die Betriebe bereits seit dem Frühjahr 2021 nicht mehr voll kostendeckend arbeiten und pro verkauftes Ferkel einen Verlust von ca. 9,00 EUR einfahren. "Wir hoffen noch immer, dass es wieder aufwärts geht und fangen aktuell den Verlust durch unsere anderen Produktionsschwerpunkte ab, wie zum Beispiel durch den Betrieb unserer Biogasanlage. Es ist jedoch fraglich, wie lange wir das durchhalten."

"Der Appetit auf Schweinefleisch ist in der Bevölkerung dennoch ungebrochen", so Henrik Wendorff.
"Es ist eine Frage des sozialen Friedens, dass dieses Angebot bestehen bleibt. Auch produzieren Brandenburgs Schweinehalter klimafreundlich dank Futteranbau auf den eigenen Feldern und Verwertung der anfallenden Gülle direkt im Betrieb. Daher brauchen wir endlich wieder klare positive Signale für die Schweinehaltung und die Brandenburger Tierhaltung insgesamt.
Eine Internationale Grüne Woche steht vor der Tür und der Genuss regionaler Produkte im Mittelpunkt. Lassen Sie uns das Potenzial und die Wichtigkeit tierischer Erzeugung vor den Toren Berlins im Anschluss daran nicht schon wieder vergessen haben,“ appelliert Wendorff vor allem in Richtung Politik und Handel. 

Hintergrund

Laut Pressemitteilung des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg sanken die Bestandszahlen im Vergleich zu Mai 2022 gerade bei Jungschweinen dramatisch um über 15 Prozent. Der Bestand von Zuchtsauen reduzierte sich um fast 7 Prozent, der der Ferkel um knapp 5 Prozent.
Der vom LBV im September 2022 durchgeführte Tag des Schweinehalters hatte bereits eine Vielzahl von Problemen benannt und die schlechte Stimmung im Berufsstand widergespiegelt.