Das Dorf darf nicht nass!
Pressemeldung
Uckermärker Fleischrinder auf der Weide. Weidehaltung in dieser Form ist nach einer Vernässung des Grünlands nicht mehr möglich. Foto: Christian Gaul
LBV-Pressestelle
Meike Mieke
Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Zu den Plänen des Landes Brandenburg, tausende Hektar Acker- und Grünland auf Mooren wieder zu vernässen: LBV warnt vor unausgewogenen Großprojekten zum Klimaschutz.
(Teltow, 18.10.2022) Vor dem Hintergrund der geplanten Vernässung von über 200.000 Hektar Acker- und Grünland auf Moorböden – das entspricht der Flächen des Landkreises Märkisch-Oderland – warnt der Landesbauernverband Brandenburg vor vorschnellen Handlungen unter dem Deckmantel des Klimaschutzes. Ein Großprojekt wie dieses, das in alle gesellschaftlichen Bereiche eingreift, bedarf einer ungeschönten Folgenabschätzung für die Landnutzung und den ländlichen Raum.
„Wir sind uns einig, dass die CO2-Emissionen in der Landnutzung gesenkt werden müssen. Aber wir wollen dabei einen Weg beschreiten, der sowohl auf Vorhandenes als auch auf Neues setzt. Das unterscheidet unsere Herangehensweise von starren, eindimensionalen Denkmustern“, erklärt Henrik Wendorff, Präsident des Landesbauernverbandes Brandenburg.
„Eine reine Vernässung von Acker- und Grünland auf Mooren ohne nachhaltige und praktikable Nutzungskonzepte für uns Landwirte lehnen wir ab. Bevor man an ein Projekt „Wiedervernässung“ heran gehen kann, müssen viele Fragen beantwortet werden. Dabei geht es nicht um Tempo, sondern um die Qualität von Antworten, um im Ergebnis für den ländlichen Raum nicht neue Probleme aufkommen zu lassen. Es ist uns sehr wichtig, den sozialen Frieden zwischen Stadt und Land nicht in eine weitere Schieflage zu bringen. Schon jetzt müssen erkennbare Zielkonflikte aus Ökonomie, Ökologie, sozialem Frieden und Klimaschutz ausgeräumt werden.“
Aus Sicht des Bauernverbandes besteht noch erheblicher Klärungsbedarf zu den ökonomischen und ökologischen Rahmenbedingungen als auch zu den anstehenden demokratischen Entscheidungsprozessen in den betroffenen Gemeinden über „ihr“ neues Moorgebiet. Paludikulturen, die derzeit als neue Bewirtschaftungsform auf Moorstandorten promotet werden, stellen ein künstlich geschaffenes Rohstoffangebot dar, für das erst noch ein künstlicher Markt geschaffen werden müsse. Es gehe nach Einschätzung Wendorffs nicht nur um den Rückgang traditioneller Landnutzung. Mehr noch sind auch Siedlungen, Gewerbegebiete, Straßen, Zugtrassen und touristische Einrichtungen direkt oder indirekt betroffen.
„Auch die zukünftige Flächenbenutzung durch unsere Bürgerinnen und Bürger muss hinterfragt werden“, führt Henrik Wendorff dazu aus. „Das geht bis hin zu Wanderwegen und zu Fragen der Erreichbarkeit von Natur, aber auch: wie schützen wir Moore vor Zutritt. Wir reden hier immerhin über fast ein Fünftel der landwirtschaftlichen Nutzfläche Brandenburgs. Keiner will eine Grundlage für Romane mit Brandenburger Moorleichen schaffen.“
Die Moore Brandenburgs sind zumeist feuchte Niedermoore, die überwiegend als artenreiches Grünland für die Weidetierhaltung, zur Erzeugung von Bioenergie oder zur Gewinnung hofeigener, regionaler Futtermittel genutzt werden. Sie sind entscheidend für eine flächengebundene Tierhaltung. Nach Anstauungen zur Anhebung des Wasserspiegels wären diese besonders tierwohlorientierten Bewirtschaftungsformen nicht mehr möglich. Die Wiedervernässung greift zudem massiv in die kommunale Infrastruktur ein, wirkt sich auf die Lebensqualität der Anwohner aus und verändert das naturtouristische Angebot grundlegend. Nach einer ersten Schätzung der Folgekosten zum Ausgleich möglicher Einschnitte geht der Landesbauernverband Brandenburg von einem Betrag von mindestens 5,2 Milliarden Euro allein im Land Brandenburg aus.