Trockenheit drückt die
Ernteaussichten

Pressemeldung

Pressekonferenz zum Ernteauftakt. Heiko Terno, Betriebsleiter des Gut Kemlitz, im Interview mit dem Brandenburg-Aktuell-Team des rbb. Foto: MMieke

LBV-Pressestelle

Meike Mieke

Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

03328 319 202E-Mail schreiben

Der Landesbauernverband Brandenburg zum bundesweiten Ernteauftakt des Deutschen Bauernverbandes 

(Kemlitz, 24.6.2022) „Die anhaltende Trockenheit der letzten Monate verleidet vielerorts die Ertragserwartungen. Mittlerweile gehen wir von unterdurchschnittlichen Erträgen aus.“, erläutert Heiko Terno, Vizepräsident des Landesbauernverbandes und Gastgeber der heutigen Ernteauftakt-Pressekonferenz des DBV auf dem Gut Kemlitz. „Sämtliche Landkreise haben Trockenschäden gemeldet. Das fünfte Jahr in Folge fiel in der entscheidenden Wachstumsphase von März bis Mai für eine gute Kornfüllung zu wenig Regen. Wir rechnen damit, dass wir in diesem Jahr die 2,5 Millionen Tonnen Getreideernte des letzten Jahres in Brandenburg bei weitem nicht erreichen.“

Der Landesbauernverband schätzt, dass von Brandenburger Feldern im Jahr 2022 unter 2,0 Mio. Tonnen Getreide geerntet werden. Der Ertrag ist vergleichbar mit den Ergebnissen der Ernte 2019, auf leichten Standorten auch mit dem Trockenjahr 2018. Sie liegen auf den gut wasserversorgten Luch-Standorten zwischen 5-6 Tonnen je Hektar und auf den leichten Standorten nur zwischen 2-3 Tonnen je Hektar. Im Vergleich zum fünfjährigen Mittel wird ein Rückgang der Erträge bei Wintergerste um 18 Prozent, bei Winterweizen um 23 Prozent, bei Winterraps 14 Prozent und bei Roggen um 7 Prozent erwartet. „Auch die Getreidequalitäten werden landesweit als schlecht eingestuft, denn der fehlende Regen führt zu einer verstärkten Ausbildung von Schmachtkörnern", führt Terno aus.

Lagen im Februar die Niederschläge noch über dem langjährigen Mittel, gab es im März mit durchschnittlich drei Litern pro Quadratmeter einen regelrechten Einbruch. Sonne und Trockenheit hielten im April an, sodass die Bestellung von Mais, Körnerleguminosen, Zuckerrüben zügig erfolgen konnte. Der für die Ertragsbildung entscheidende Monat Mai zeigte sich jedoch deutlich zu trocken. Die am vergangenen Wochenende einsetzende Hitzeperiode führte zum verfrühten Beginn der Abreife, wodurch die Kornfüllungsphase abrupt beendet wurde. Der einsetzende Regen kam mit hoher Wahrscheinlichkeit zu spät für einen guten Getreideertrag.

Die Niederschlagsmenge im Land Brandenburg liegt rund 200 mm/qm unter dem Bundesdurchschnitt. Zudem zählt Brandenburg zu den wärmsten Bundesländern. Entsprechend hoch ist die Verdunstung und deren Auswirkung auf den Wasserhaushalt im Boden. Brandenburgs Landwirte betreiben daher aktives Klimamanagement etwa mit pflugloser Bodenbearbeitung, Bodendeckungsverfahren und neuen trocken-resistenteren Kulturen auf den Feldern, um den Folgen des Klimawandels zu begegnen.

Zu den klimatischen Herausforderungen gesellt sich die hoch angespannte betriebliche Situation der landwirtschaftlichen Unternehmen, die nicht erst seit Kriegsausbruch in der Ukraine erheblichen Kostensteigerungen für Düngemittel, Pflanzenschutzmittel und Dieselkraftstoff verkraften müssen. Gegenüber April 2021 wurden Düngemittel und Stickstoffverbindungen zu fast dreifach höheren Preisen als im entsprechenden Vorjahresmonat importiert. Zwar sind auch die Getreide und Ölsaatenpreise angestiegen, viele Landwirte hatten aber bereits einen Teil ihrer Ernte noch zu niedrigeren Preisen vorkontraktiert.

Zum bundesweiten Ernteauftakt 2022 appelliert der Landesbauernverband daher eindringlich an die Politik, die Versorgung mit Betriebsstoffen zu sichern und wirksame preisdämpfende Maßnahmen anzustoßen. Gleichzeitig müssen die notwendigen Maßnahmen für Klimaschutz und Artenvielfalt nicht abgewendet vom Ziel der Ernährungssouveränität der Landwirtschaft erfolgen. Sie müssen innerhalb des Produktionsalltags umsetzbar sein und als fachliche Leistung honoriert werden. Gegenwärtig voran getriebene Klimaziele wie die geplante großflächige Versumpfung von landwirtschaftlichen Nutzflächen, die weitere Reduzierung der Tierbestände mit der damit einhergehenden geringeren Verfügbarkeit von organischem Dünger oder die empfindlichen Eingriffe in die gute fachliche Praxis des Pflanzenschutzes und der Düngung treffen den benachteiligten Brandenburger Agrarstandort besonders hart.

Heiko Terno: „Ich spüre in diesen Tagen ganz deutlich, wie unsere Möglichkeiten am Standort Brandenburg begrenzt werden, die Folgen des Klimawandels zu meistern und gleichzeitig eine sichere Versorgung mit Lebensmitteln für die Menschen zu gewährleisten. Versorgungssouveränität und Klimaschutz bleiben einzelne Worthülsen, wenn man sie nicht klug zusammen denkt. Die moderne Landwirtschaft arbeitet Technologie gestützt, präzise, standortbezogen. Sie schont Boden und pflegt Tiere als ihre wichtigsten Ressourcen. Dieses vorhandene Potenzial müssen wir für unsere zukünftige Arbeit in Zeiten von Krieg und Klimawandel nutzen.“