"Wir verlieren ein hohes Gut -
unsere Milch!"

Pressemeldung

Im neuen, geräumigen Offenstall der agt Trebbin fühlen sich die Kühe wohl.. Foto: PSchellschmidt

LBV-Pressestelle

Meike Mieke

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Am 15. Februar stellte mit der Agrargenossenschaft „Höhe“ eG ein weiteres Unternehmen die Milchproduktion ein

Teltow, 22.2.2022. Nach 47 Jahren entschied die Agrargenossenschaft „Höhe“ eG in Steinbeck/Märkisch Oderland, die Tierhaltung und damit einher gehende Milchproduktion einzustellen. Die Tiere einer Herde von 1.000 Rindern inklusive eigener Nachzucht werden an andere Brandenburger Tierhaltungen abgegeben. Um den Tierwohl-Anforderungen der Haltungsform-Stufen 3 und 4 zu entsprechen, müsste das Unternehmen 8 bis 10 Millionen Euro in den Stallumbau investieren. Dies sind Größenordnungen, die nicht mehr im Einklang mit dem Erlös des Grundnahrungsmittels Milch stehen, erklärte der Unternehmensvorstand gegenüber der „Lausitzer Rundschau“.

Für den Landesbauernverband Brandenburg ist der Verlust eines weiteren Veredlungsbetriebes im Land symptomatisch für die Fahrlässigkeit der politischen Entscheidungsträger auf Landes- und auf Bundesebene, was eine weitsichtige Begleitung von Tierhaltungsunternehmen auf dem Weg der Umstellung auf eine Tierwohl gerechtere Haltung betrifft. Hierzu zählen neben den genannten erheblichen Investitionen in die bauliche Infrastruktur für moderne Offenställe auch die Förderung der Erzeugung heimischer Futtermittel, die Fachkräftesicherung für ein professionelles Tierhaltungs- und Tiergesundheitsmanagement als auch der Ausbau regionaler Wertschöpfungsketten für einen festen Platz der Brandenburger Milcherzeugnisse im Supermarktregal.

„Wir sind dabei, ein hohes Gut zu verlieren!“ betont LBV-Vorstandsmitglied Lars Schmidt, Vorsitzender des LBV-Milchbeirats und selbst Milchviehhalter eindringlich. „Wie viele Betriebe sollen noch aufhören, bis man begreift, was Milcherzeugung in Brandenburg bedeutet! Milchproduktion ist die Veredlung vom Grünlandaufwuchs auf nährstoffarmen Böden zu einem hochwertigen Qualitätsprodukt. Jeder Milchviehbetrieb, der aufgibt, ist ein Verlust landwirtschaftlicher Produktion made in Brandenburg. Das spottet regelrecht dem viel gehörten Anspruch, die Versorgung der Hauptstadtregion mit Lebensmitteln aus der Region erhöhen zu wollen.“

Kuhmilch ist ein wertvolles Erzeugnis, das sich in unzähligen Käse- und Frischmilchprodukten, in Butter- und Dauermilcherzeugnissen wieder findet. Aber auch in Molkereipulver, Mager- und Vollmilchpulver sowie in Kasein- und Kaseinaten, die als Bindemittel und Emulgatoren in Lebensmitteln eingesetzt werden. Milcherzeugung in Brandenburg ist eine traditionsreiche Produktionsform und essenzieller Baustein für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft. Mit ihr einher gehen Weidetierhaltung, heimischer Eiweißpflanzenanbau für Fruchtfolgevielfalt und Bodenregenerierung, Fleischerzeugung, Direktvermarktung und standortbezogene wirtschaftliche Stabilität. Der weitere Rückgang der Milcherzeugung ist aus Sicht des Landesbauernverbandes Brandenburg nicht zu verantworten.

Hintergrund

Im November 2015 gab es 738 Milchviehhalter mit 162.798 Milchkühen in Brandenburg, im November 2021 waren es noch 562 Haltungen mit 132.351 Milchkühen. Der Milcherzeugerpreis betrug in Brandenburg im Jahr 2021 im Schnitt 35,9 Cent je Kilogramm. Für eine nachhaltige Milchproduktion benötigen Milchbauern angesichts der massiv gestiegenen Betriebsmittelkosten einen Milchpreis von etwa 45 Cent je kg Milch.