Düngeverordnung reduziert
Stickstoffverluste 

Kommentar

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Pressesprecher

Dr. Tino Erstling

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Teltow, 08.07.2021 Zu Beginn dieser Woche wurde durch den BDEW ein Gutachten von Prof. Dr. Taube (Christian-Albrechts-Universität Kiel) mit lautstarker Begleitung veröffentlicht. Der BDEW hatte das Gutachten seinerseits beauftragt und bekam geliefert, was er sich gewünscht hat: pauschale Verdächtigung der Landwirtschaft und die Aufforderung, die Düngevorgaben weiter zu verschärfen. Wer hätte ahnen sollen, dass ein Auftragsgutachten zu einer anderen Lösung kommen würde. Wer hätte ahnen sollen, dass die Interessenvertretung einen Wissenschaftler aussuchen würde, der im Sinne ihrer Mitgliedschaft spricht?

Zweifel an der Wirkung der Düngeverordnung zur Reduzierung der Stickstoffverluste und zur positiven Wirkung auf das Grundwasser sind unangebracht, schon weil bisher kein langfristiges Monitoring erfolgen konnte. Ohnehin bescheinigen z.B. die Brandenburger Wasserversorger dem von ihnen genutzten Grundwasser bereits heute die Einhaltung der Trinkwasser-Nitrat-Grenzwerte, was auch die Statistik der letzten 10 Jahre bestätigt.

Natürlich ist sauberes Wasser wichtig und unser aller Lebensgrundlage, gleichwohl besteht nicht immer ein Widerspruch zu einer bedarfsgerechten Düngung. Die Düngeverordnung in der aktuellen Fassung bedient diesen Konflikt allerdings schon. Fachlichkeit ist nicht im Grundlage für Verordnungen.

Um jegliche Gefahr vom Trinkwasser abzuwenden, sollte einfach alles stillgelegt werden: Landwirtschaft, Verkehr, Bautätigkeit etc. pp. Alles, das einen Eintrag ins Grundwasser leisten kann oder sonst Einfluss auf das Grundwasser nimmt. Will der BDEW das? Liegen dem BDEW Zahlen vor, dass sich die Trinkwasserqualität seit 2017, respektive 2020, verschlechtert hat? Wohl kaum. Vermutlich handelt es sich um ein Störfeuer, um etwaig anstehende Wasserpreiserhöhungen zu begründen, ohne die eigene Kostenstruktur der Kritik preis zu geben oder gar transparent zu machen. Wenn nicht, dann wäre es doch naheliegend gewesen, mit einer positiven Botschaft statt Fingerzeigen rauszukommen: „Wir finden eine langfristige Lösung.“ statt „Die Landwirtschaft ist schuld.“ Die alte Leier ist dröge, aber immer wieder fruchtbar, da sie scheinbar sehr logisch dankbar aufgenommen wird.

Gleichwohl ist Düngung mehr als die Entsorgung von Gülle. Sie ist die Begleitung der Pflanze in ihrem Wachstum und Schonung der natürlichen Ressourcen. Niemand kann ein Interesse an der Aushagerung und Verarmung der Böden haben, was jedoch die Folge wäre, wenn die Düngung immer weiter reduziert werden müsste. Wie sollen hochwertige Lebensmittel produziert werden, wenn die ausreichende Versorgung untersagt ist?

Es geht letztlich nur in einem Miteinander. Das fängt damit an, dass Wasserversorgung und Landwirtschaft näher zusammenrücken und politisch motivierte Gutachten nicht Grundlage der Zusammenarbeit sind. Wir strecken die Hand aus, wie wir das immer getan haben. Leider blieb es nur allzu oft ungehört.

Denny Tumlirsch