LBV erwartet regional
unterschiedliche Ernteergebnisse  

Pressemeldung

Ernte auf den Flächen des AWO Reha-Guts Kemlitz. Foto: Fabian Blöchl, LBV

Pressesprecher

Dr. Tino Erstling

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Nauen, 07.07.2021. Der Landesbauernverband Brandenburg geht in diesem Jahr nach ersten Schätzungen von einer insgesamt durchschnittlichen Ernte aus, wobei die Erträge der Gerste regional sehr unterschiedlich ausfallen werden.
Die Winterungen kamen gut durch die kalte Jahreszeit; die Schneedecke bot ihnen einen guten Frostschutz sowie Feuchtigkeit zu Wachstumsbeginn. Es gab kaum Auswinterungsschäden. Das kühle und feuchte Frühjahr bot den Pflanzen optimale Startbedingungen. War der Mai noch relativ feucht mit 65 Liter pro Quadratmeter - 54 Liter pro Quadratmeter sind es im vieljährigen Mittel - setzte Ende Mai/Anfang Juni die Trockenheit ein. Der Juni war mit 30 Liter pro Quadratmeter deutlich zu trocken, 65 Liter pro Quadratmeter sind es im vieljährigen Mittel. Das vieljährige Mittel umfasst den Zeitraum von 1961 bis 1990 (siehe Schaubild). Der fehlende Niederschlag wird teilweise zu schlechten Erträgen bei der Gerste führen. In der vergangenen Woche fielen teilweise über 160 Liter Regen pro Quadratmeter. Davon profitieren werden die später abreifenden Kulturen, wie Weizen, Roggen, Raps, Kartoffeln, Zuckerrüben sowie das Grünland. Nach dem Regen brachen jedoch vereinzelt Roggen- und Gerstenbestände zusammen. Die Differenz aus Niederschlag und Verdunstung war bis Ende Mai überall negativ. „Für Brandenburg ist das insofern problematisch als das die überwiegend sandigen Böden nur ein geringes Wasser- und Nährstoffspeichervermögen aufweisen. Das bedeutet, dass mehr Wasser abgeben als zugeführt wird. Humus hilft die Wasserhaltefähigkeit zu verbessern. Darum sind unsere Landwirte bemüht, Humus aufzubauen. Dazu haben wir uns auch in unserem Neuen Brandenburger Weg bekannt“, erklärt LBV-Vizepräsident Heiko Terno.

Die Ernte startet auch in diesem Jahr mit dem Drusch der Gerste, sobald diese abgetrocknet ist. Hier erwartet der LBV für Brandenburg im Durchschnitt ein Ergebnis von 55 dt/ha. Beim Winterraps rechnet der Verband mit einem landesweiten Durchschnittsertrag von 31 dt/ha. Das entspricht in etwa dem Vorjahresergebnis. In der Hauptanbaukultur Roggen erwartet der LBV Erträge von 50 dt/ha. Bei Winterweizen wird mit einem Ertrag von 62 dt/ha gerechnet. Allerdings kann der Regen der vergangenen Tage die Ertragsaussichten noch verbessern. In der ökologischen Landwirtschaft liegen die Ertragserwartungen jeweils mindestens 30 Prozent unter denen der konventionellen Produktion.
Insgesamt herrscht Optimismus unter den Landwirten bei der Preisentwicklung, allerdings steigen auch die Kosten, beispielsweise durch hohe Pachtpreise.

Der LBV Brandenburg sieht in der Weiterentwicklung der konservierenden Bodenbearbeitung einen wichtigen Baustein in der Klimaanpassungsstrategie der Landwirtschaft. Das heißt, auf den Pflug weitgehend zu verzichten, dadurch das wenige Wasser im Boden zu halten und gleichzeitig die Co2-Emission wegen des geringeren Maschineneinsatzes zu senken. „Voraussetzung dafür ist jedoch die Anwendbarkeit von Breitbandherbiziden. Nur so kann es gelingen, die Erfolge der konservierenden Bodenbearbeitung zu sichern“, gibt Terno zu bedenken. Ein weiterer Baustein für die Anpassung an den Klimawandel ist der Anbau trockenheitsresistenter Sorten, wobei hier eine ehrliche Debatte über moderne Züchtungsmethoden zu führen ist. Sie können dabei helfen, langfristig die Versorgung der Menschen mit regional erzeugten landwirtschaftlichen Produkten zu sichern. In Anbetracht der großen Herausforderungen stellt sich die Frage, ob wir uns als Gesellschaft dem technologischen Fortschritt dauerhaft verschließen können und wollen.

Nach Schätzungen des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg wird in diesem Jahr auf einer Fläche von 497.700 Hektar Getreide angebaut. Die Anbaufläche verkleinerte sich im Vergleich zum Vorjahr um knapp 4.700 Hektar beziehungsweise um ein Prozent. Roggen bleibt die anbaustärkste Getreideart in Brandenburg, obwohl sich die Anbaufläche im Vergleich zum Vorjahr um 3 Prozent auf 167.300 Hektar verringerte. Die mit Winterweizen bestellte Fläche blieb mit 155.100 Hektar nahezu auf dem Niveau des Vorjahres. Dagegen sank entgegen der Erwartungen die Anbaufläche von Sommerweizen um fast 40 Prozent auf 1.800 Hektar. Der Anbau von Triticale (Kreuzung aus Roggen und Weizen) ging gegenüber 2020 um mehr als 4 Prozent auf 30.900 Hektar zurück. Die Fläche von Wintergerste blieb mit 95.600 Hektar fast unverändert.
Die Anbaufläche für Sommergerste wurde um 2 Prozent auf 5.200 Hektar erhöht. Nachdem der Anbau von Winterraps 2019 stark zurückgegangen war, vergrößerte sich die Anbaufläche 2021 das zweite Jahr in Folge. Die Fläche nahm gegenüber dem Vorjahr um fast 9 Prozent auf 83.600 Hektar zu. Im Vergleich zu 2018 ist das immer noch ein Minus von 32 Prozent.
Beim Maisanbau ist diesem Jahr ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Im Vergleich zum Vorjahr verringerte sich die Anbaufläche um rund 4 Prozent auf 224.300 Hektar. Beim Kartoffelanbau ist ein Rückgang um fast 4 Prozent auf 11 100 Hektar zu vermelden. Zuckerrüben werden voraussichtlich auf 6.600 Hektar gerodet. Das entspricht in etwa dem Niveau vom Vorjahr. Der Anbau von Futtererbsen erhöhte sich um fast 10 Prozent auf 9.700 Hektar. Beim Hafer, Brandenburgs wichtigstem Sommergetreide, kam es zu einer deutlichen Ausdehnung der Anbaufläche um fast 26 Prozent auf 22.300 Hektar. Insgesamt verfügt Brandenburg über 1,3 Mio Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche.