Gemeinsam für mehr Nachhaltigkeit in Nutztierhaltung und Pflanzenbau
Teltow, 19.01.2021. Die aktuellen Billigpreise für Fleisch- und Milchprodukte sowie die lauten Forderungen der Gesellschaft nach mehr Tierwohl und Nachhaltigkeit zeigen, dass Anspruch und Realität in der Land- und Ernährungswirtschaft weit auseinander liegen. Der Ausweg kann nur ein völlig neues Denken und Handeln sein. Die Mitglieder des LBV Brandenburg haben deshalb mit „Der Neue Brandenburger Weg“ eine Zukunftsperspektive für die Landwirtschaft und für die Versorgung der Hauptstadtregion entwickelt.
Die Offensive der Brandenburger Landwirte zur Gestaltung von mehr Nachhaltigkeit ist sehr konkret. Sie sehen in enger Zusammenarbeit mit der Ernährungswirtschaft in Brandenburg die Chance, durch den Aufbau von regionalen Lieferketten das Gesellschaftsprojekt Nachhaltigkeit entscheidend voran zu bringen. In Berlin und Brandenburg werden rund 300 Millionen Kilogramm Fleisch und Wurst konsumiert. Die aktuelle Brandenburger Produktionskapazität beträgt lediglich ein Drittel dieser Menge. Nur wenige Prozent davon landen dann tatsächlich in der Hauptstadtregion. „Was wir brauchen, ist eine gesellschaftlich akzeptierte Form der Tierhaltung und einen verlässlichen Erlös von mindestens 200 Euro pro Mastschwein, wenn wir unter den gegenwärtigen Bedingungen in neue Tierwohlställe investieren wollen. Gegenwärtig kämpfen wir darum, 130 Euro bezahlt zu bekommen, während der Handel die Gewinne einfährt.“, sagt Benny Hecht, Diplom-Landwirt aus Südbrandenburg. Der "Neue Brandenburger Weg“ setzt auf ein regionales Gesamtkonzept. In 2025 sollen bereits 300.000 Brandenburger Tierwohlschweine in den Kühltheken der Hauptstadtregion vermarktet werden. Genauso sollen Marktanteile bei Rindfleisch, Milch und Molkereiprodukten erobert werden.
Biodiversität und Pflanzenschutz gehören zusammen. „Wenn wir unsere Kulturen stärker diversifizieren, verbessert sich nicht nur unsere Fruchtfolge, sondern auch die Bodengesundheit sowie der Humusaufbau. Voraussetzung dafür sind jedoch wirksame Mittel, um unsere Pflanzen zu schützen, erklärt Hans Heinrich Grünhagen, Landwirt aus Ostprignitz-Ruppin. Als Mitglied der Fachgruppe hat er mit Berufskollegen zahlreiche Angebote zur Professionalisierung des Artenschutzes, Biodiversitätsmaßnahmen und Bodenerhaltung entwickelt.
Für die Realisierung der Modellregion Berlin-Brandenburg hält der LBV ein gut ausgestattetes Sonderinvestitionsprogramm für notwendig. Das Geld soll in neue Tierwohlställe, in Digitalisierung, in regionale Verarbeitungskapazitäten sowie in die Entwicklung der Vermarktung fließen. Daher werden auch politische Entscheidungsträger, der Handel und die Verbraucher selbst in die Pflicht genommen. „Die Politik hat ehrgeizige Ziele beim Umbau der Landwirtschaft. Wir sind gemeinsam mit der Ernährungswirtschaft in Brandenburg bereit, zu liefern. Was wir dazu benötigen, ist das klare Bekenntnis der Landesregierung Brandenburg und des Berliner Senats zum neuen Brandenburger Weg sowie eine breite Debatte aller relevanten gesellschaftlichen Akteure. Es geht nur gemeinsam. Unbedingt notwendig ist die Unterstützung des Lebensmitteleinzelhandels. Aufgrund seiner starken Marktmacht geht ohne ihn nichts. Es geht darum, aus der Hauptstadtregion eine Modellregion für einen neuen Gesellschaftsvertrag zu machen - alleine werden wir das nicht schaffen.“, erklärt Henrik Wendorff, Präsident des LBV Brandenburg.
„Der Neue Brandenburger Weg“ wurde von einer großen Mehrheit der Mitglieder des Landesbauernverbandes Brandenburg beschlossen. Er beinhaltet ein Angebot für einen Zukunftsvertrag über die Land- und Ernährungswirtschaft in der Hauptstadtregion.
Die Brandenburger Landwirtinnen und Landwirte erklären sich bereit, schrittweise mehr regionale Ernährungsverantwortung für die Hauptstadtregion Brandenburg Berlin zu übernehmen. Sie sehen darin eine Chance für mehr Nachhaltigkeit und auch eine Zukunftsperspektive für sich selbst.