Brandenburgs Landwirte erwarten
unterdurchschnittliche Getreideernte

Pressemitteilung

Brandenburgs Landwirte erwarten unterdurchschnittliche Getreideernte,
Betriebskosten und Bürokratie weiterhin herausfordernd

(Groß Machnow, 30.6.2025)
Trockenheit schmälert Ernteerwartungen
„Wir erwarten keine Katastrophe, aber die Landwirtinnen und Landwirte in Brandenburg gehen insgesamt von einer unterdurchschnittlichen Ernte aus“, so die Einschätzung des LBV-Präsidenten Henrik Wendorff anlässlich des offiziellen Ernteauftakts 2025 des Deutschen Bauernverbandes gemeinsam mit dem Landesbauernverband Brandenburg heute auf einem erntereifen Gerste-Schlag der Agrargenossenschaft Groß Machnow. „Unsere Ertragserwartungen bleiben unter denen des Vorjahres. Das bestätigen mir viele Rückmeldungen der Kolleginnen und Kollegen aus den Landkreisen. Fast vier Monate anhaltende Frühjahrstrockenheit mit deutlich weniger Niederschlägen in den Monaten Februar bis Juni haben die Bestände der Winterungen sichtbar beeinträchtigt.“

Zuvor hatte Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, eine Einschätzung der größtenteils gedämpften Ernteerwartungen in der gesamten Republik abgegeben. Die Frühsommertrockenheit traf demnach in diesem Jahr nicht nur Brandenburg, sondern erstreckte sich über ganz Deutschland und führte bundesweit zu deutlich unterdurchschnittlichen Niederschlagsmengen. Zudem sei die Verbreitung der Schilf-Glasflügelzikade, Überträgerin der SBR-Krankheit und von Stolbur, in Kartoffeln und Zuckerrüben, aber auch in weiteren Gemüsearten wie Zwiebeln, Rote Bete oder Rotkohl bundesweit eine echte Bedrohung. Auch in Brandenburg mussten im Landkreis Märkisch-Oderland bereits erste Pflanzenschutzmaßnahmen gegen die Zikade ergriffen werden, um Totalausfälle zu verhindern.

In Brandenburg fiel laut Deutschem Wetterdienst von März bis Mai durchschnittlich nur 62 l/m² Niederschlag. Das entspricht gerade der Hälfte des langjährigen Klimamittels von 131 l/ m². Eine sinkende Bodenfeuchte ist die Folge, vor allem in den niederschlagsärmeren Regionen mit leichten Böden. Aufgrund dieser regional kritischen Bodenwasservorräte rechnen Brandenburgs Landwirte hinsichtlich Kornertrag und Qualität der Ernte 2025 mit erheblichen Einbußen.

Wesentlich zufriedenstellender verläuft dagegen die Heuernte, berichtet Lilian Guzmàn-Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende der Agrargenossenschaft Groß Machnow und Gastgeberin des Ernteauftakts. „Die Heuqualität ist dieses Jahr ausgezeichnet und wird nach sechs Wochen Ablagerung für unsere Pferdekunden zur Verfügung stehen.“ Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren gezielt in die Direktvermarktung von Feldprodukten investiert. Sie ist mittlerweile ein unentbehrliches betriebliches Standbein. Benny Hecht, als Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Teltow-Fläming ebenfalls im Podium vertreten, hofft auf einen guten Maisaufwuchs, der entscheidend zur Sicherung einer qualitativ ausreichenden Futterversorgung im weiteren Jahresverlauf beiträgt.

Marktsituation
Die aktuell niedrigen Getreidepreise stellen für viele Landwirte eine erhebliche wirtschaftliche Herausforderung dar. Teilweise läuft der Anbau von Getreide kaum noch kostendeckend. Besonders betroffen sind Betriebe, die stark auf Marktfruchtbau ausgerichtet sind und keine ausgleichenden Einkommensquellen wie Viehhaltung oder Direktvermarktung nutzen können. Gleichzeitig bleiben Produktionskosten – etwa für Dünger, Pflanzenschutz und Energie – auf hohem Niveau, was die wirtschaftliche Lage zusätzlich belastet. Viele Betriebe stehen daher vor der schwierigen Aufgabe, ihre Fruchtfolgen, Investitionspläne und Vermarktungsstrategien neu zu bewerten, um auch unter diesen Preisbedingungen wirtschaftlich bestehen zu können.

Vor diesem Hintergrund setzen die Betriebe verstärkt auf den Anbau und die Vermarktung der klassischen Marktfrüchte, um ihre Unternehmen zu stabilisieren. Dies spiegelt sich in größeren Anbauflächen für Weizen, Roggen und Raps im Jahr 2025 wider. Besonders auffällig ist der starke Zuwachs beim Winterweizen, dessen Fläche von 133.290 Hektar im Jahr 2024 auf 159.486 Hektar im Jahr 2025 angestiegen ist – ein Plus von rund 26.200 Hektar. Viele Betriebe Betrieb in Brandenburg bevorzugen den sicheren Ertrag sowie die Vermarktungschancen von Winterweizen gegenüber dem Roggen. Auch Winterroggen verzeichnet einen deutlichen Flächengewinn: Mit nun 133.352 Hektar liegt die Anbaufläche etwa 19.000 Hektar über dem Vorjahreswert. Wintergerste blieb mit 100.812 Hektar nahezu stabil (+600 Hektar). Winterraps wurde leicht ausgeweitet und stieg um etwa 1.800 Hektar auf insgesamt 93.978 Hektar. Der Rapsanbau hat sich nicht wesentlich ausgeweitet, da die Anbaukosten hoch bleiben und witterungsbedingte Risiken wie Spätfröste oder Trockenheit im Herbst viele Betriebe vorsichtig agieren lassen.

Henrik Wendorff: „Diese Tendenz zu einem zunehmenden Marktfruchtanbau zeigt: uns fehlt Tierhaltung mit der Möglichkeit, verschiedene Kulturen, vor allem auch Leguminosen, in unsere Fruchtfolgen einzugliedern. Unsere Forderung nach einer Verdopplung des geringen Tierbestandes in Brandenburg auf einen Faktor von 0,8 Großvieheinheiten ist nach wie vor hoch aktuell.“

Erntegut-Bescheinigung verkompliziert Ernteverkauf 2025
Ab 2025 wird der Verkauf von Getreide für viele Landwirtinnen und Landwirte deutlich aufwändiger. Hintergrund ist ein Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) vom November 2023, das dem Agrarhandel eine Erkundigungspflicht auferlegt: Händler müssen sicherstellen, dass das gelieferte Erntegut sortenschutzrechtlich einwandfrei ist. In der Folge verlangen große Handelsunternehmen wie Agravis und BayWa künftig eine Erntegut-Bescheinigung, bevor sie Getreide annehmen. Diese Bescheinigung, die von der Saatgut-Treuhandverwaltung eingefordert wird, soll belegen, dass Landwirte entweder lizenziertes Saatgut genutzt oder korrekte Nachbaugebühren gezahlt haben.

Der Landesbauernverband Brandenburg kritisiert das Vorgehen scharf. Die verpflichtende Erntegut-Bescheinigung bedeute mehr Bürokratie, zusätzlichen Aufwand und Unsicherheit beim Datenschutz. Selbst Betriebe, die korrekt arbeiten, würden mit komplizierten Onlineportalen und Formularen belastet. LBV-Präsident Henrik Wendorff fordert, dass eine einfache Selbsterklärung ausreichen müsse – so wie es das BGH-Urteil eigentlich zulasse. „Alles andere ist eine neue Form der Misstrauenskultur gegenüber unserem Berufsstand. Die wollen wir zurückdrängen, nicht verstärken“, so der Präsident.