Zeit für neues Vertrauen

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Landesbauernverband will Abkehr von institutionalisiertem Misstrauen

(Seddiner See, 12.11.2024) Die aktuellen Koalitionsverhandlungen von SPD und BSW eröffnen eine einmalige Chance, mögliche Vorbehalte gegenüber einer modernen Landwirtschaft abzubauen und agrarpolitische Entscheidungen auf der Grundlage von mehr Vertrauen in den Berufsstand zu treffen. Dies kann auch für die zukünftige Zusammenarbeit des Landesbauernverbandes mit der neuen Landesregierung die Leitplanke sein.

„Wir erhielten heute auch von wissenschaftlicher Seite die Bestätigung: Europäische Agrarpolitik der vergangenen Jahrzehnte beförderte eine Institutionalisierung von Misstrauen gegenüber der Landwirtschaft, die bis in die Gesellschaft ausstrahlt. Das heißt: wir müssen uns nicht nur mit den unzähligen Kontrollmechanismen arrangieren, die dieses Misstrauen der Institutionen mit sich bringt, sondern uns gleichzeitig als eine Branche verteidigen, die die Agrarförderung der EU möglicherweise nicht verdient hat", äußerte sich LBV-Präsident Henrik Wendorff.

Anlässlich der 31. Klausurtagung des Landesbauernverbandes stellte Dr. Pascal Grohmann vom Thaer-Institut für Agrar- und Gartenbauwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin Ergebnisse der Fallstudie „Wie beeinflusst die EU-Agrarpolitik das Verhältnis der Landwirte zum Staat?“ vor. Die Wissenschaftler hatten herausgearbeitet, dass das Fördersystem der Gemeinsamen Agrarpolitik auf der grundsätzlichen Annahme beruht, dass die Landwirte eine Berufsgruppe mit potenziell „deviantem“, d.h. abweichenden Verhalten seien. Nur so sei die Vielzahl der Auflagen und Bedingungen zu erklären, an die der Erhalt der Agrarförderung geknüpft ist. Dieses institutionalisierte Misstrauen sei ein entscheidender Faktor für die große Unzufriedenheit, die im Berufsstand vorherrscht, ihm ein negatives Image beschert und die #Bauernproteste 2023/2024 mit entfachte.

Die Forderungen, die der Landesbauernverband den Verhandlungsvertreterinnen und -vertretern von SPD und BSW jetzt übergeben hat, zielen darauf ab, die Landwirtschaft in Brandenburg krisenfester und zukunftsfähiger zu gestalten und den ländlichen Raum zu stärken. Dies sollte in einem offenen, sachbezogenen, partnerschaftlichen Dialog ausgehandelt werden. Hierfür müsse eine neue Qualität von Vertrauen in die Landwirtschaft auf staatlicher Seite etabliert werden.