Humusaufbau per Verordnung
ist nicht möglich

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Humusaufbau per Verordnung ist nicht möglich

(Teltow, 07.11.2025) Im Der Landesbauernverband Brandenburg warnt Bund und Land davor, den Kohlenstoffaufbau als einen von drei möglichen Indikatoren für die Erfolgsmessung von Maßnahmen der Naturwiederherstellung anzuwählen. Eine solche Entscheidung würde dazu führen, dass Brandenburg die Zielvorgaben bereits jetzt nicht erfüllen könnte. .

Stattdessen plädiert der LBV für die Anwahl der Indikatoren „Grünlandschnetterlinge“ bzw. „Landschaftselemente“. Beide Naturformen sollen im Rahmen der EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur wieder ein „zufriedenstellendes Niveau“ erreichen. Diese Ziele können am Standort Brandenburg in der Praxis umsetzbar sein, wenn auch nur mit großen Anstrengungen.

Der Aufbau von Bodenkohlenstoff, gleichbedeutend mit dem Humusaufbau, ist für die brandenburgische Landwirtschaft dagegen praktisch nicht erreichbar. Eine Zwischenbilanz des HumusKlimaNetzwerks unter wissenschaftlicher Begleitung des Thünen-Instituts im Brandenburger Demonstrationsbetrieb Agrargenossenschaft Großmachnow offenbarte erst kürzlich die Langwierigkeit des Prozesses der Kohlenstoffanreicherung in den sanddominierten Böden Brandenburgs. Trotz verschiedener, langjähriger Maßnahmen zur Förderung des Humusaufbaus liegt der Anteil an Kohlenstoff im Demonstrationsbetrieb bei 0,8 Prozent, ideal sind 2 bis 4 Prozent. Die sanddominierten Böden und der geringe Niederschlag im Land lassen eine nennenswerte Kohlenstoffanreicherung indes kaum zu. Humusaufbau per Verordnung ist nicht möglich.

Zum sandigen Boden gesellt sich die geringe Viehdichte in Brandenburg. Für einen intakten Nährstoffkreislauf wäre eine Besatzdichte von einer Großvieheinheit (GVE) je Hektar das Minimum. In Brandenburg liegt die Viehdichte bei lediglich 0,35 GVE. Damit fehlt es an stickstoffhaltiger Gülle als organischer Dünger, der zum Humusaufbau beiträgt. „Um in den nährstoffarmen Böden eine Ausgangslage für den Humusaufbau zu erreichen, müsste Gülle in erheblichen Mengen importiert werden,“ sagt LBV-Hauptgeschäftsführer Denny Tumlirsch und führt weiter aus: „Entscheiden sich Bund und Land für den Aufbau von Bodenkohlenstoff als Indikator in der Wiederherstellungsverordnung, entscheiden sie sich für ein ausufernden Gülletourismus in einem bisher unbekannten Ausmaß." Der LBV hatte sich mit einem entsprechenden Schreiben an das zuständige Landesministerium gewendet.

Hintergrund:
Wie top agrar am 21.10.2025 berichtete, sind die Gülleimporte aus den Niederlanden in den ersten neun Monaten des Jahres um 40 Prozent gestiegen. Der Landesbauernverband nimmt dies zum Anlass, darauf hinzuweisen, dass Kohlenstoffanreicherung nur an geeigneten Standorten mit günstigen Voraussetzungen möglich ist.