Zu viele Wölfe in Brandenburg

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Neue Berechnungsgrundlage für die Regulierung des Wolfsbestandes kann ein Kompromiss sein

(Teltow, 27.1.2022) Am gestrigen Mittwoch haben die Verbände im Aktionsbündnis Forum Natur (AFN) ein Modell für das zukünftige Bestandsmanagement der Wölfe in Deutschland vorgestellt. Ermittelt wird ein so genannter Akzeptanzbestand für Wölfe, aus dem sich eine „Entnahmequote“ für jedes einzelne Bundesland ergibt, die dann durch die Jägerschaft zu vollziehen sei.

Das vorgestellte Modell wurde mathematisch zunächst für das Land Brandenburg durchgerechnet, da in diesem mittlerweile weltweit die höchste Wolfsdichte vorherrschen würde. Für Brandenburg ergibt sich daraus der Bedarf, ab dem Wolfsjahr 2022/23 insgesamt 80 Wölfe zu entnehmen, damit sich die Anzahl der Tiere langfristig auf den tragbaren Wolfsbestand von rund 510 Wölfen einpegeln könne.

Nach Angaben des Landesamts für Umwelt Brandenburg wurden für das Wolfsjahr 2020/21 für das Land Brandenburg 49 Rudel und acht Paare dokumentiert. Ein Wolfsrudel besteht aus zwei Elterntieren und deren Nachwuchs, im Schnitt umfasst es laut Bundesamt für Naturschutz acht Tiere. Daraus ergibt sich eine geschätzte Gesamtzahl von derzeit 408 Tieren.

Zwar ist damit der oben beschriebene „tragbare Wolfsbestand“ noch nicht erreicht. Die Dramatik dieser Zahl wird jedoch angesichts der Feststellung deutlich, dass sie sich in nur zwei Jahren – von Erhebungen des Landesamts für Umwelt im Jahr 2018 bis zur Dokumentation im Jahr 2020 – verdoppelt hat. Das reproduktive Vermögen der Wölfe in Brandenburg ist als natürliches Verhalten von Wildtieren nachvollziehbar, für die Brandenburger Weidetierhalter jedoch eine katastrophale Situation, die schon viel zu lange anhält.

„Werden Wildtiere nicht bejagt, verlieren sie ihre Scheu. Da der Wolf keine natürlichen Feinde hat, ist die weitere Ausbreitung vorprogrammiert.“, erklärt Jens Schreinicke, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Potsdam-Mittelmark, LBV-Wolfsbeauftragter und selbst Weidetierhalter. „Kein Zaun der Welt kann unsere Tiere vor dem Wolf schützen, der so intelligent ist, dass er immer neue Wege zur Überwindung von Schutzzäunen findet. Ein Bundesnaturschutzgesetz zum Schutz des Wolfs ist für uns in dem Moment nicht mehr tragbar, wenn die damit geschützte Art – eben der Wolf – die nachhaltigste aller Tierhaltungsformen zurückdrängt, die es gibt: die Weidetierhaltung.“

Gegenwärtig haben sich die beiden großen Wolfspopulationen in Süd- und Osteuropa derart erholt, dass der „günstige Erhaltungszustand“ der osteuropäisch-baltischen Population, zu der der nationale Wolfsbestand in Deutschland im Wesentlichen gehört, mit deutlich über 8.000 Individuen erreicht ist. In Bundesländern wie Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Brandenburg läuft die Ausbreitung des Wolfes derzeit komplett aus dem Ruder. Die vorgeschlagene gesetzliche Verankerung eines Berechnungsmodells für eine Entnahmequote, die einen Kompromiss zwischen Weidetierhaltung und Wolfsschutz ausmacht, ist mehr als überfällig.