Brandenburger Bauern stellen sich
auf Klimawandel ein
Pressemeldung
Sommerungen wie Sommerdinkel zusätzlich in die Fruchtfolge integriert wirken sich positiv auf die ökologische Situation aus. Foto: Maxie Grüter (ILU)
Pressesprecher
Dr. Tino Erstling
Teltow, 16.06.2021. Morgen ist Welttag der Dürre, ein Tag, der das Thema Wasserknappheit in das allgemeine Bewusstsein der Menschen rücken soll. Der LBV nimmt diesen Tag zum Anlass, auf die Bemühungen der Brandenburger Landwirte hinzuweisen, ihre Produktion an sich verändernde Bedingungen anzupassen.
Der LBV Brandenburg sieht in der Weiterentwicklung der konservierenden Bodenbearbeitung einen wichtigen Baustein in der Klimaanpassungsstrategie der Landwirtschaft. Das heißt, auf das Pflügen weitgehend zu verzichten und dadurch das wenige Wasser im Boden zu halten und gleichzeitig die Co2-Emission durch den geringeren Maschineneinsatz zu senken. Voraussetzung dafür ist jedoch die Sicherung der Anwendbarkeit von Breitbandherbiziden. Nur so kann es gelingen, die Erfolge der konservierenden Bodenbearbeitung zu sichern.
Ein weiterer Baustein für die Anpassung an den Klimawandel ist der Anbau trockenheitsresistenter Sorten, wobei hier eine ehrliche Debatte über moderne Züchtungsmethoden zu führen ist. Sie können dabei helfen, langfristig die Versorgung der Menschen mit regional erzeugten landwirtschaftlichen Produkten zu sichern. Hierbei stellt sich die Frage, ob wir uns als Gesellschaft in Anbetracht der Herausforderungen dem technologischen Fortschritt dauerhaft verschließen können und wollen.
Viele Landwirte beschäftigen sich bereits mit dem Anbau neuer Kulturpflanzen, wie beispielsweise Kichererbsen und Hartweizen. Diese kommen zwar mit trockenen Bedingungen hervorragend zurecht, aber bislang sind die Vermarktungsmöglichkeiten noch sehr eingeschränkt. Vor diesem Hintergrund wäre eine gemeinsame Kampagne der Länder Berlin und Brandenburg zu überlegen, die die Verwendungs- und Zubereitungsmöglichkeiten dieser Kultur einem größeren Publikum bekannt macht und dadurch die Nachfrage erhöht. Klimaangepasst und regional, das könnten die Attribute einer zukunftsorientierten landwirtschaftlichen Produktion sein. Deshalb startet der LBV noch in diesem Jahr das Projekt Klimabauern BB. Ziel ist es, die vielfältige Klimaanpassungsforschung der brandenburgischen Agrarforschungseinrichtungen mit den ökonomischen Zwängen in Einklang zu bringen.
Vor dem Hintergrund des von der Gesellschaft gewünschten regionalen Gemüseanbaus muss die Möglichkeit zur Bewässerung bestimmter Kulturen unbedingt erhalten und sogar ausgebaut werden. Einschränkungen, wie sie aktuell diskutiert werden, müssen die Ausnahme sein, wenn es um die Versorgung mit Nahrungsmitteln geht.
Was die Fütterung der Nutztiere angeht, so werden in Zukunft Kulturen wie Luzerne und Steinklee als tiefwurzelnde Leguminosen an Bedeutung gewinnen. Sie kommen mit trockenen Bedingungen zurecht und liefern dabei Volumen und hochwertiges Eiweiß. Außerdem haben sie eine positive Wirkung auf die Bodenfruchtbarkeit. Pflanzliches Eiweiß aus regionaler Produktion, um Sojaimporte zurückzufahren und damit die CO2 Emission zu senken, diesen Vorschlag haben die Mitglieder des LBV im neuen Brandenburger Weg als Zukunftsperspektive für die Landwirtschaft 2030 unterbreitet.
Brandenburg und Berlin gelten mit 550 – 600 mm Niederschlag pro Quadratmeter im Jahr als die trockensten Bundesländer. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 791,5 mm Niederschlag pro Quadratmeter. Für Brandenburg kommen die vielerorts sandigen Böden erschwerend hinzu, da diese nur eine geringe Wasserhaltefähigkeit aufweisen. „Aber trotz dieser schwierigen Bedingungen ist bei uns ein erfolgreiches landwirtschaftliches Handeln möglich. Das liegt nicht zuletzt am hohen Professionalisierungsgrad der Brandenburger Landwirte sowie an der Agrarstruktur, die eine zusammenhängende und deshalb effektive Bewirtschaftung der Flächen ermöglicht“, sagt LBV-Vizepräsident Heiko Terno.
Dürre in der Landwirtschaft meint einen Zustand der Bodentrockenheit; wenn ein Wassermangel in der Wurzelschicht des Bodenprofils herrscht, und es zu wenig Wasser für eine durchschnittliche landwirtschaftliche Produktion von Nutzpflanzen gibt.