Teurer Schutz allein
hält den Wolf nicht auf!
Pressemeldung
Uckermärker Fleischrind der Agrargenossenschaft Ländchen Bellin in Lentzke/Ostprignitz. Geschützt hinter einem Wolfsabwehrzaun nach Landesrichtlinien. Foto: Maria Mundry, KBV Ostprignitz-Ruppin
LBV-Pressestelle
Meike Mieke
Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Wirksame Begleitmaßnahmen der Wolfsprävention müssen im Auge behalten werden
(Teltow, 21.2.2023) Trotz hoher Fördersummen des Landes Brandenburg für eine Vielzahl von Maßnahmen der Wolfsprävention bleibt die Anzahl der Wolfsrisse unverändert hoch. Weitere Herdenschutzzäune bzw. der intensivere Einsatz von Herdenschutzhunden erzielten nicht den gewünschten Effekt einer spürbaren Reduzierung des Rissgeschehens. Diese Schlussfolgerung zieht Jens Schreinicke, Wolfsbeauftragter des Landesbauernverbandes Brandenburg, aus dem aktuellen Bericht des Landesumweltamtes zum Wolfsmanagement im Land Brandenburg.
Mit rund 2,9 Millionen Euro wurde im Jahr 2022 die bisher größte Summe für die Präventionsförderung Wolf bewilligt. Finanziert wurden davon Erwerb, Installation und Unterhaltung wolfsabweisender Zäune sowie die Anschaffung, Ausbildung und der Unterhalt von Herdenschutzhunden.
„Das Land Brandenburg nimmt eine Menge Geld in die Hand, um den Weidetierhaltern umfänglichen Schutz ihrer Tiere zu ermöglichen. Das erkennen wir hoch an, auch, dass das Land aktuell den komplizierten Rechtsrahmen für die Entnahme von Schaden stiftenden Wölfen ausschöpft, die trotz vorhandener Schutzmaßnahmen wiederholt Tiere reißen. Weiteres „Wettrüsten“ mit mehr Zäunen, Pferchen oder mit dem verstärkten Einsatz der hoch sensiblen Herdenschutzhunde, mit denen man als Halter auch umgehen können muss, sind dennoch offensichtlich nicht die Lösung. In der wolfreichsten Region der Welt müssen wir das sinnvolle Modell einer Entnahmequote umsetzen, um langfristig diese gigantische Materialschlacht für den Herdenschutz auf unseren Weiden zu beenden“, betont Jens Schreinicke.
Laut Schätzung Schreinickes ist im aktuellen Monitoringjahr (Mai 2022 bis April 2023) mit einem Zuwachs der Wolfsrudel von bisher 47 auf 60 Rudel auszugehen. Auch nach Angaben des Landesumweltamtes verdichtet sich nachweislich der Bestand in der bereits vom Wolf besiedelten Lausitz. Gleichzeitig erschließen sich die Rudel neue Territorien im Norden und Osten des Landes. Der Zuwachs in der Wolfspopulation geht mit steigenden technischen und finanziellen Investitionen in den Herdenschutz einher. Diese brisante Entwicklung müsse mit geeigneten flankierenden Maßnahmen gestoppt werden, so der Wolfsbeauftragte.
Bereits im Januar 2022 schlug das Forum Natur Brandenburg ein Berechnungsmodell für einen „Akzeptanzbestand“ vor, aus dem sich eine „Entnahmequote“ Wolf pro Bundesland ergibt. Für das Land Brandenburg wurde nach diesem Modell eine Anzahl von 80 Tieren ermittelt, um die der Wolfsbestand verringert werden würde.
Dieser Form der Schutzjagd, die in anderen europäischen Ländern wie Schweden und Finnland erfolgreich praktiziert wird, schiebt das Naturschutzgesetz des Bundes jedoch einen Riegel vor. Darin wird der Wolf als vom Aussterben bedrohte Art klassifiziert und unter maximalen Schutz gestellt, der eine geregelte Bejagung ausschließt. Der Rahmen, den die Europäische Kommission in ihrer Richtlinie für den Schutz von Flora- und Fauna-Habitaten (FFH-Richtlinie) für das Management von größer werdenden Beständen von Prädatoren in einer Kulturlandschaft durch Schutzjagd eingerichtet hat, wird nicht ausgeschöpft.
„Entgegen verfestigter Meinungen vieler Naturschutzverbände in Deutschland hat die baltisch-osteuropäische Wolfspopulation, zu der unsere Brandenburger Wölfe gehören, längst einen guten Erhaltungszustand erreicht. So wird es auch von vielen Wissenschaftlern bestätigt. Die exponentielle Ausbreitung der Wölfe in den Wäldern Brandenburgs und ihre vermehrten Beutezüge in der Nähe von Siedlungen untermauern das. Wir müssen die komplett überzogene Beschränkung auf die Entnahme nur einzelner Schaden stiftender Wölfe hinter uns lassen, die das Bundesnaturschutzgesetz derzeit maximal einräumt. Stattdessen brauchen wir die quotenorientierte Schutzjagd wie anderswo in Europa auch“, macht Jens Schreinicke deutlich.
Die Weidetierhalter im Landesbauernverband appellieren auch erneut an die Landesregierung, die Anstrengungen für die Lockerung des Schutzstatus zu verstärken und im Verbund mit führenden Experten, die sich für das aktive Wolfsmanagement aussprechen, eine gesetzlich verankerte Bestandsregulierung des Wolfs zugunsten eines Gleichgewichts von Wild- und Weidetieren im Land Brandenburg voran zu treiben.