Ehrgeiziger Klimaschutz braucht Geld,
Perspektiven und den Zuspruch des Dorfs
Pressemeldung
Bauernversammlung des Landesbauernverbandes am 12. Mai 2023 in der Halle "Paaren" während der Brandenburgischen Landwirtschaftsausstellung. Das öffentliche Podium führt alljährlich Landwirte und politische Entscheidungsträger zur Diskussion aktueller Herausforderungen zusammen. Foto: M. Lubkoll
LBV-Pressestelle
Meike Mieke
Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Botschaft aus der Landesbauernversammlung: Finanzierbarkeit und Folgenabschätzung sind Voraussetzung für ehrgeizige Klimaschutzmaßnahmen
Nach dreijähriger Pause luden Brandenburgs Landwirtinnen und Landwirte endlich wieder zum traditionellen Schlagabtausch mit den landespolitischen Vertreterinnen und Vertretern der Landwirtschaft. Das Thema lautete dem Zeitgeist entsprechend „Landwirtschaft zwischen Ernährungssicherung und Klimaschutz“. Etwa 300 Gäste füllten den Saal der Halle „Paaren“ auf dem Gelände des Märkischen Ausstellungs- und Freizeitzentrums, wo noch bis zum 14. Mai die Brandenburgische Landwirtschaftsausstellung stattfindet. In der Diskussion auf der Bühne stellten sich Landwirtschaftsminister Axel Vogel sowie die agrarpolitischen Sprecherinnen und Sprecher der Parteifraktionen im Brandenburger Landtag den Fragen der Landwirtinnen und Landwirte, die sie derzeit im aufgeladenen Spannungsfeld zwischen Ernährungssicherung und Klimaschutzzielen beschäftigen:
Können die erheblichen Einschränkungen im Düngemanagement in „roten“ Gebieten jemals aufgehoben werden? Welche Instrumente gibt es, den Fall der Erzeugerpreise bei gleichbleibend hohen Betriebskosten zu stoppen? Was unternimmt die Verwaltung gegen den ausufernden Genehmigungsstau bei Stallneubauvorhaben? Wie verhält sich Brandenburg zu den Renaturierungsplänen der EU, die die landwirtschaftliche Nutzung empfindlich einschränken sollen? Wie sichern wir uns unser wichtigstes Produktionsmittel, den Boden? Auch die amtierende Brandenburger Erntekönigin Pauline Hirschberg, 22 Jahre, Azubi Landwirtin und duale Studentin Agrarwirtschaft, formulierte ihr Anliegen: „Wie sollen wir Jungen die Zukunft der Landwirtschaft sichern, wenn sie immer mehr an Attraktivität verliert, da die Gehälter in anderen Branchen viel höher sind?“
Die durchaus engagierten Versuche konstruktiver Antworten sowohl von Seiten des Landwirtschaftsministers als auch von der agrarpolitischen Sprecherinnen und Sprechern konnten der Komplexität der Fragen kaum standhalten, die letztendlich existenzielle Fragestellungen der landwirtschaftlichen Unternehmen sind. So unterstrich Landwirtschaftsminister Axel Vogel das Bekenntnis der Landesregierung zur Tierhaltung als wichtiger Faktor in der betriebswirtschaftlichen Aufstellung. Darüber hinaus lobte er die vielen, guten Anregungen aus dem Neuen Brandenburger Weg und sicherte seine volle Unterstützung und seinen Umsetzungswillen zu.
Tatsächlich greifbare Vorschläge für den Umgang mit den aktuellen Herausforderungen lieferte heute der Präsident des Landesbauernverbandes, Henrik Wendorff, und damit die Bauernschaft selbst: Milch erzeugende Betriebe könnten ebenfalls als „energieintensive“ Betriebe eingestuft werden und von geförderten Stromkosten profitieren. In der gegenwärtigen Bearbeitung des Entwurfs des Agrarstrukturgesetzes sollten Landerwerbe von Kommunen ebenfalls genehmigungspflichtig sein und der vollen agrarstruktureller Betrachtung unterliegen, um die Gefahr des Verbrauch vormals landwirtschaftlich genutzter Flächen zum Beispiel für neue Gewerbegebiete einzudämmen. Auch habe sich die Landwirtschaft mit den Arbeitgeberverbänden auf eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung geeinigt, die seit diesem Jahr greift. Hier wurde ein wichtiger Schritt für die Steigerung der Attraktivität einer Ausbildung in der Landwirtschaft getan.
Wendorff schloss die Veranstaltung mit den Worten: „Eine funktionierende Verwaltung, Kampfgeist bei der Verteidigung ostdeutscher Strukturen, transparente Finanzierungspläne, realistische Folgenabschätzungen und die ausdrückliche Beteiligung der Unternehmen und Menschen vor Ort sind Voraussetzung dafür, dass wir den Generationenauftrag Klimaschutz erfüllen können. Ich appelliere in aller Deutlichkeit an unsere politischen Entscheidungsträger: Vergesst dabei das Dorf nicht!“
Die diesjährige Landesbauernversammlung bot zudem das würdige Podium für die Ehrung der drei besten „Ausgezeichneten Saatgutbetriebe 2022/23“. Im Namen des Landwirtschaftsministeriums, des Märkischen Saatgutverbandes und des Landesbauernverbandes wurden die drei Preise an die GbR Fürstenau/Kerwitz in Jakobshagen (Uckermark), an die Landgenossenschaft Pröttlin eG (Prignitz) sowie an den Landwirtschaftsbetrieb Nicky Schulz in Oderaue (Märkisch Oderland) verliehen.
Den runden Abschluss der diesjährigen Bauernversammlung bildete die Vorstellung und Ehrung der drei delegierten Azubi zum Bundesentscheid des Berufswettbewerbs der Landjugend, der alle zwei Jahre in den grünen Berufen der Landwirtschaft ausgetragen wird. Franziska Sophie Aldag von der Lübbinchener Milch und Mast GbR, Merle Bornstein von der Fürstenwalder Agrarprodukte Buchholz GmbH sowie Finja Stark von der Schöllnitz Agrar GmbH werden im Juni das Land Brandenburg beim Finale in Echem/ Niedersachsen vertreten.
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