Landesbauernverband bilanziert
unterdurchschnittliche Getreideernte

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Meike Mieke

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(Turnow-Preilack, 4.9.2024) Mit 2,1 Millionen Tonnen bilanzieren Brandenburgs Bauern in diesem Jahr eine stark unterdurchschnittliche Getreideernte, die zudem auf einer kleineren Anbaufläche heranwuchs. Sie liegt mit mehr als 11 Prozent weniger Ertrag deutlich unter dem Vorjahresniveau von 2,37 Millionen Tonnen und unterschreitet mit 12 Prozent das 5-jährige Mittel von 2,35 Millionen Tonnen. Die größten Verluste traten mit rund 15 Prozent weniger Ertrag beim Roggen (von 4,15 t im Jahr 2023 auf 3,55 t in diesem Jahr) und bei der Gerste mit 14 Prozent weniger Ertrag (von 6,41 t auf 5,51 t) auf. Bei den Ölsaaten büßte der Raps 15 Prozent seines Vorjahresertrages ein. Im Durchschnitt wurde in den für Brandenburgs Landwirtschaftsbetriebe wichtigsten Winterkulturen – Weizen, Roggen, Gerste, Triticale und Raps – etwa 14 Prozent weniger als im Jahr 2023 geerntet.

Segen und Fluch der Niederschläge
„Unsere Prognose zum Ernteauftakt Anfang Juli bestätigte sich“, erörterte Henrik Wendorff, Präsident des Landesbauernverbandes. „Zwar hatten wir zur Anbauzeit im Herbst für unsere Winterungen endlich einmal ausreichend Niederschlag. Ein rekordwarmer Februar trieb jedoch die Pflanzenentwicklung zu schnell voran. Anhaltende Regenperioden im Frühjahr erschwerten den Landwirten lokal die Befahrbarkeit und damit die Pflege und Bestellung der Felder. Die ungewöhnliche Feuchtigkeit beförderte zudem die Verbreitung von Pilzkrankheiten im Getreide. Stark getroffen haben uns die Spätfröste am 22. und 23. April dieses Jahres, die Flächen deckend im Land mit Temperaturen unter -5°C die Ähren- und Kornbildung im Getreide ausbremsten und den zu früh erblühten Raps schädigten.“

Gartenbau besonders betroffen
Angesichts der großen Ernteausfälle und Einnahmeverluste bei den Obstbetrieben sagte der Gartenbauverband Berlin-Brandenburg e.V. in diesem Jahr die traditionelle Apfelsaisoneröffnung für den 2. September ab. „Uns ist sogar nicht nach Feiern zu Mute“, begründete der Präsident des Gartenbauverbandes Berlin-Brandenburg, Dr. Klaus Henschel, die Entscheidung. „Denn viele Apfelbetriebe stehen in Brandenburg mit leeren Händen da. Viele Kernobstbetriebe haben durch die Frostnächte im April 80-95 Prozent weniger Früchte, Aronia und Johannisbeeren sind zu 90 bis 100 Prozent geschädigt; bei Pflaumen hält sich der Schaden mit „nur“ etwa 50 Prozent in Grenzen. Im Weinbau bewegen sich die Schäden durch Frost im Bereich von 80-100 Prozent. Wir haben die mündliche Zusage von Seiten der Landespolitik, unsere Betriebe insgesamt mit 7 Millionen Euro zu unterstützen. Über dies freuen wir uns, aber nun müssen Taten folgen. Unsere Obstbetriebe stehen mit dem Rücken zur Wand und benötigen umgehende Hilfe und das heißt konkret, dass wir schnellstmöglich die Antragsunterlagen für die Entschädigungshilfe in den Händen halten müssen“, forderte Präsident Henschel im Rahmen der heutigen Erntebilanzierung.

Restriktionen drücken Wirtschaftsergebnis
Die restriktiven Auflagen für die Düngung und den Pflanzenschutz schmälerten den Getreideertrag zusätzlich, führt Wendorff weiter aus. Die geringere Versorgung der Pflanzen mit Nährstoffen und fehlende Wirkstoffe bei witterungsbedingten Krankheitsdruck mindern die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen gegen extreme Wetterereignisse. Die Pflanzen leiden, verlieren an Qualität, die jedoch gerade bei den Brotgetreiden Weizen und Roggen ausschlaggebend für die Weiterverarbeitung zu Lebensmitteln ist. Getreide mit Qualitätseinbußen können nur noch als Futtergetreide oder zu Energiegewinnung verwertet werden und bedeuten wirtschaftlichen Verlust.

„Wir müssen gesunde Bestände hervorbringen“, unterstrich der Präsident den Produktkern der Landwirtschaft. „Ewige Diskussionen um Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel, um die Düngeverordnung und Neuausrichtungen der Gemeinsamen Agrarpolitik bringen uns nicht weiter. Wir brauchen Ernsthaftigkeit im Umgang mit der Landwirtschaft und die Fortführung des Bürokratieabbaus als Entlastung für die Brandenburger Landwirte.“

Sommerungen in guter Verfassung
Die Ernteerträge von Hafer, Mais, Sommergerste und Lupinen in Brandenburg haben sich 2024 im Vergleich zum Vorjahr nicht verschlechtert. Der Hafer erzielte mit 3,6 t/ha einen deutlich höheren Ertrag als im Vorjahr (3,04 t/ha). Auch Sommergerste und Süßlupine erreichten das Niveau des letzten Jahres oder schnitten geringfügig besser ab. Ein milder Winter und ein später ausgeglichenerer Frühjahrsverlauf mit ausreichend Niederschlag sorgten für ideale Wachstumsbedingungen. Die Sommermonate bis Ende Juli waren geprägt von moderaten Temperaturen und regelmäßigen Niederschlägen, die Trockenstress bei den Pflanzen minimierten. Die hochsommerlichen Temperaturen im August zogen den Erntestart des Silomais vor, er hat landesweit begonnen. Der LBV schätzt den Ertrag auf 32 t/ha – eine deutliche Steigerung gegenüber den 29 t/ha im Jahr 2023.

Von Nord nach Süd
„Das Nord-Süd-Gefälle in Brandenburg hat sich noch einmal verstärkt“, erläutert Wendorff beim Blick in die einzelnen Landkreise. Mit Erträgen von 7,22 t/ha beim Weizen, 5,2 t/ha beim Roggen lag die Uckermark mit ihren besseren Standortbedingungen weit vor unseren Anbauregionen im Süden, die teilweise nur die Hälfte davon einfuhren.

Unsicherheitsfaktor GAP
Die dritte und einschlägigste Ursache für den Ertragsrückgang – neben Witterung und pflanzenbaulichen Restriktionen - ist jedoch die Unstetigkeit der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), erläuterte der Präsident.
Die Brandenburger Landwirte haben die Ökoregelungen in der neuen GAP angenommen und umgesetzt. In der Kulturlandschaft Brandenburg entstanden durch die Aktivierung dieser Regelungen weitere 7.500 Hektar Dauergrünland, zusätzlich 6.600 Hektar Brache und weitere 3.600 Hektar Land bestellt mit Leguminosen (Hülsenfrüchte). Dies sei auch ein Gewinn für die Artenvielfalt, gehe aber mit einer Reduzierung produktiver Flächen einher. „ Es fehlen rund 40.000 Hektar, auf denen im letzten Jahr noch Verkaufsprodukte für unsere Betriebe wuchsen“, rechnet der Präsident vor. „Wir rechnen jedoch im nächsten Jahr bereits mit erneuten Verschiebungen im Anbauprofil, da der Bund und die EU dann möglicherweise andere Anreize in der GAP setzen werden. Diese Planungsunsicherheit reibt uns Landwirte auf und verhindert die Verstetigung von erfolgreichen Programmen.“

Politische Bilanz
„Viel Luft nach oben“, so bilanzierte Henrik Wendorff die bisherigen Ergebnisse aus den #Bauernprotesten.
„Auf Bundesebene haben wir bisher keinen Ausgleich für die Kürzung des Agrardiesels erhalten. Das ärgert uns. Auf Landesebene sind wir da ein gutes Stück weiter, wir müssen nun jedoch mit unserer Agenda Bürokratieabbau vorankommen“, wendet sich Wendorff an den anwesenden Landwirtschaftsminister Brandenburgs, Axel Vogel. Beide bestätigen viele kleine, bereits absolvierte Schritte in einem auf Dauer angelegten Arbeitsprozess zum Bürokratieabbau, wie etwa die Vereinfachung von veterinärmedizinischen Kontrollen, eine deutliche Entbürokratisierung bei Pachtvertragsanzeigen, oder erhebliche Verbesserungen in der Profil-App.
„Fakt ist, diese Initiative zum Bürokratieabbau in der Landwirtschaft wäre ohne die Bauernproteste nicht möglich gewesen“, resümiert Wendorff. Die Anliegen des Berufsstandes würden zudem deutlich stärker in den Wahlprogrammen der zur Landtagswahl Brandenburg antretenden Parteien berücksichtigt. Der Fokus liege nicht mehr nur auf ökologischen Themen, sondern auch auf ökonomischen Parametern für eine Stärkung der Zukunftsfähigkeit der Brandenburger Landwirtschaft.